Ad van Dijk:

Aus welcher Idee heraus oder mit welchem Ziel ein Kunstwerk in der Vergangenheit auch gemacht wurde, immer bildete die uns umgebende visuelle Wirklichkeit die feste Grundlage des bildnerischen Ansatzes. Diese Zeit liegt inzwischen weit hinter uns. Die eigene Bedeutung der bildnerischen Mittel wie Farbe, Form, Linie, Ton, Struktur und Komposition ist schon lange erkannt und gehört zu den wertvollsten individuellen Ausdrucksmöglichkeiten eines zeitgenössischen Künstlers. Damit steht es ihm frei, einer naturalistischen Darstellungsweise treu zu bleiben, vollständig nonfigurativ zu arbeiten oder aber sich zur Äußerung einer Zwischenform zu bedienen. Zu den Künstlern, die sich mittels dieser Zwischenform ausdrücken, möchte ich Dini Thomsen zählen. Sie hat eine nach heutiger Auffassung typische klassische Ausbildung gehabt. In einer fortdauernden Konfrontation mit der im bildnerischen Sinne reich gefächerten visuellen Wirklichkeit hat sie ihren umfangreichen Vorrat an Verständnis, Kenntnis und Fertigkeit erworben, der die breite Basis für ihre weitere Entwicklung bildet.
Mit einem untersuchenden, kritischen Geist als innerer Triebfeder veränderte sich ihre Arbeit mehr und mehr in Richtung der Abstraktion, wobei eine persönliche Handschrift, ein poetischer Einschlag, eine Vereinfachung der Farbe und ein starkes Gefühl für Mystik und Symbolik wichtige Elemente sind.
Der Einzug in ein neues, helles, geräumiges Atelier hat zweifellos dazu geführt, dass ihre Arbeit nicht nur im Format, sondern auch im Gestus eine kraftvolle Erweiterung erfahren hat. Dini Thomsen hat sich freigemalt. Aus einem offenen Entwurf heraus arbeitet sie suchend, gespannt tastend und sorgfältig auswählend, bis der Moment gekommen ist, in dem das Werk, wie sie selbst sagt, „zu ihr gehört“. Innerhalb der Struktur der stärker gewordenen, so persönlichen Handschrift scheinen immer wieder mehr oder weniger verdichtete Einheiten zu entstehen. Diese bilden die für ihre Arbeit so charakteristischen Formen, die man mit dramatisierten organischen Figuren und archaischen Zeichen assoziieren kann. Manchmal sind sie stark gebaut, manchmal eher angedeutet und bestehen aus wie durch ein unsichtbares Netz zusammengehaltenen Pinselstrichbündeln.
In ihren verhaltenen Erdfarben führt vor allem der Gebrauch der Farbe Weiß zu einer ungewöhnlichen räumlichen Spannung. Manchmal erfüllt es die Rolle des Lichts, dann wieder begrenzt es die Hauptform oder bildet gerade die Verbindung zum umgebenden Raum.
Zusammenfassend können wir sagen, dass die Arbeit von Dini Thomsen eine starke bildnerische Aussagekraft hat und von einem gereiften künstlerischen Bewußtsein zeugt.