Hans Günter Golinski:

Dini Thomsen bringt den vorgefundenen Dingen eine große Ehrfurcht entgegen, scheint von frei vorgefundenen Ver- und Gebotstafeln beherrscht. Von Ferne betrachtet wirken die Papptafeln zerstört, entweder durch Abrieb beim Lesen oder durch Schimmel. Beim Näherkommen erkennt man, dass die Malerin mittels sensibler Farbbeobachtung am Gefundenen Farbe gemischt und im expressiv psychosomatischen Malduktus die Anweisungen damit überdeckt hat – besiegt die Kunst die herrschenden Gebote?
Ähnlich geht sie bei der dreiseitigen Rauminstallation im Obergeschoß vor; aus dem angetroffenen Chaos sammelt sie Fundstücke, Karteikarten, und komponiert sie zu einem künstlerischen Raumbild. Bei aller Emotion und Assoziation – hinter jeder Karte verbirgt sich ein Geschehen und Schicksal – sucht sie nach einer Ordnungsform, die ihr im Kreuz des Fensters begegnet.
Diese gleichermaßen als Herrschafts- und als Opfersymbol ge- und missbrauchte Form macht sie zum subjektiven Ausdrucksträger. Zugleich verändert sich diese durch Klang erweiterte Örtlichkeit zur abstrakten Meditationsstätte.